Einkehren im Restaurant „Zur Post“ im Odenthal
Sterne-Restaurants, das ist ja ein Thema und eine Genusswelt
für sich, aber braucht man das? Ist es wirklich sein Geld wert? Sind es nicht
einfach nur aufwändig gestaltete Teller, die man dann wie ein Kunstwerk
bezahlt?
Diese und ähnliche Fragen bekomme ich öfters gestellt oder
lese sie in Magazinen. Und ja, es gibt Sterne-Restaurants, da sieht der Teller
aus wie aus einer Galerie, aber über den Geschmack lässt sich streiten.
Ich bin nicht nur Feinschmecker, wie so einige wissen, sondern
selber Koch und ich lerne gerne (und immer noch) neue Geschmäcker sowie experimentelle
Zubereitungen kennen. Dies lernt man nicht unbedingt in der Fastfood-Welt oder
in gut bürgerlichen Landgasthäusern kennen, wo es bei den meisten ganz bestimmt
lecker schmecken wird. In diversen Fachbüchern kann man vieles nachlesen oder
guckt es sich bei Kollegen ab.
Wir gehen gerne gut essen (und trinken, dumdidumdidum) und
haben dadurch schon vieles kennen gelernt, ob ohne Stern, wo wir spitzenmäßig gegessen
haben, mit einem oder zwei Sternen, wo wir bitter enttäuscht waren über das
meiste was auf den Tisch kam.
Es gibt riesige Unterschiede und zum Glück gibt es auch die Geschmackssache und das ist auch gut so.
Aber nun zurück zu dem Restaurant, über das ich schreiben
möchte.
„Zur Post“ im Odenthal sieht man von außen auf dem ersten
Blick nicht an, dass dort kulinarisch ganz großes auf den Teller kommt. Denn es
ist ein auf den ersten Blick ein gemütliches Restaurant, wo es Forelle Blau und
den klassischen Schweinsbraten gibt. Erst auf dem zweiten Blick, fällt einem
auf der linken Seite eine große modern gestaltete Terrasse auf, mit einem
großen Smoker mitten drin. Das bestätigte den ersten Eindruck nicht, denn man
ahnte schon, dass auch andere Dinge dort passieren.
Sobald man über die Schwelle des ehrwürdigen Eingangs
getreten ist, (ich würde gerne wissen, wer diese schon alles überschritten hat)
kommt man rechts in die Postschänke. Mit einem freundlichen Guten Tag, wird man
an einer kleinen Theke begrüßt und man kann sich erst mal ein leckeres Kölsch
oder Schampus trinken oder man lässt sich direkt zum reservierten Tisch begleiten.
Und wenn man sich die Karte anguckt, dann versteht man,
warum die kleine Schänke mit einem „BIB GOURMAND“ ausgezeichnet ist.
Der Gast kann sich dort ein Menü aus der Karte
zusammenstellen, zum Beispiel Entenschinken mit geschmorter Birne und
gebackenem Ziegenkäsebällchen, Filet vom bergischen Lax mit Senfkohl,
Rieslingsauce und Kartoffelpüree und zum Abschluss die Dessertvariationen
„Postschänke“. Oder sie nehmen einfach direkt das Drei- oder Vier-Gänge Menü
aus der Speisenkarte.
Auf jeden Fall ist es in der „Postschänke“ sehr gemütlich
und das Essen ist einfach nur lecker. Man könnte immer weiter bestellen, wenn
der Hunger mitspielen würde.
Das letzte Mal, reservierten wir einen großen Tisch, diesmal
aber nicht in der „Postschänke“, sondern im Gourmetrestaurant, welches nur
einige Schritte von der Schänke entfernt ist. Um fast genau zu sein, sind es
zehn Schritte, die man vom Eingang, vorbei an der Schänke gehen muss, um dort
ebenso freundlich empfangen wird und zum Platz gebracht wird. Wie der Name Gourmetrestaurant
schon ahnen lässt, ist der Fine Dining-Teil gehobener, stilvoll aber (wie nicht
immer in Sternelokalen) sehr gemütlich und passend eingefügt in die Umgebung.
Wir waren ein sehr gemischte Gruppe. Gastronomen, Köche,
Polizisten, Redakteure, Fotografen, Autoren, ein Kapitän von der
Rheinschifffahrt und so weiter. Und gerade das hat mich auch neugierig gemacht,
wie die Resonanz sein wird.
Und dann ging es los. Wir haben alle das Abendmenü genommen,
welches neun Gänge hat, was man aber auch noch variieren konnte und etwas weglässt
oder austauscht, zum Beispiel wie meine Wenigkeit, der aus dem a la carte unbedingt
die Fasanenessenz unter der Blätterteighaube probieren wollte. Auch die neun
Gänge muss man nicht nehmen, der eine hatte sieben, der andere Acht, also alles
kein Problem bei den Willbrands.
Für einen guten Koch mit einem ebenso guten Team, sollte es
kein Problem sein, bei zwölf Personen, alle Gänge ausreichend warm an den Gast
zu bringen. Das hat auf jeden Fall schon mal gut funktioniert.
Ebenso bei diesem Niveau ist es wichtig, dass der Service
ohne zu fragen genau weiß, wer einen anderen Gang hat oder den Gang auslässt. Auch
das hat hervorragend hin gehauen. Ach ja, nicht zu vergessen, nicht einen Moment
gab es am Tisch ein leeres Glas - und das den ganzen Abend, was der super Stimmung
am Tisch ganz sicher keinen Abbruch getan hat. Wenn man mich jetzt sehen
könnte, würde man ein breites Lächeln sehen und ihr wüsstet, es war nicht nur
ein Fläschchen, welches aufgezogen wurde.
Ich möchte jetzt nicht anfangen das ganze Essen zu beschreiben,
denn das würde wirklich zu lange werden. Dennoch möchte ich auf einiges kurz
eingehen.
Ganz hervorragend war die Taube im Blätterteig, die als Gruß
aus der Küche zu uns an den Tisch kam. Einfach nur ein geschmacklicher ehrlicher
Moment, der mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Genau wie der bergische Rehrücken, der nicht nur durch seine
Zartheit überzeugte, sondern mit der dazu gereichten Sauce eine perfekte Kombi erreichte.
Als letztes möchte ich noch das Störfilet mit Kümmelschaum
erwähnen. Ich bin eigentlich kein Kümmel-Fan, doch in dieser Zusammenstellung,
mit Winterspargel, Haferwurzel und Erdnuss ein Gedicht.
Alles in allem, war es ein toller Querschnitt von dem Können
der Brüder Willbrands. Dass bei so vielen Gängen auch einmal etwas dabei ist,
was nicht jedem schmeckt, das ist ganz normal und ich finde, das kann man auch
sagen. Zum Beispiel die Fasanen-Essenz unter der Blätterteighaube, war mir
persönlich nicht kräftig genug. Aber das ist eben auch Geschmackssache.
Wir hatten, und da kann ich mit reinem Gewissen auch für
alle anderen behaupten, einen perfekten Abend.
Dafür Danke ich Christopher und Alejandro!
Auch einen persönlichen Dank möchte ich gerne Thomas
Willbrand aussprechen, der das kleine aber feine dazugehörige Hotel managt.
Wer auch einmal so einen tollen Abend erleben möchte, der
sollte auf jeden Fall einen Tisch reservieren.
Und noch einen weiteren Tipp, guckt immer mal auf die
Homepage und dort unter der Kategorie Festsaal, da gibt es öfters Neuigkeiten
über Veranstaltungen, so wie Kochkurse, BBQ-Events oder Sternschnuppern 2018,
wo sich viele Sterneköche die Klinke in die Hand geben und leckere Speisen auf
die Teller zaubern.
Zur Post im Odenthal
Altenberger Dom Strasse 23
51519 Odenthal
02202-977780
Ich wünsche allen einen tollen genussvollen Sommer,
Euer Gastromacher
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